Drucken
Zugriffe: 7718

Buerger Info Verhalten beim Alarm der BMA 2022 001

"Es nervt. Dieser penetrante und laute Signalton und dann noch die ständige Durchsage. Oh nein, da kommt auch noch die Feuerwehr ..." 

Genau dann hat die Brandmeldeanlage ihren Zweck erfüllt. Sie soll vor einer Gefahr warnen und darauf aufmerksam machen, dass ggf. das Haus oder ein Bereich geordnet und zügig zu räumen ist.

Damit Sie sich im Brandmeldealarm-Fall richtig verhalten, sich und andere nicht gefährden und die Feuerwehr nicht bei ihrer - ehrenamtlichen - Arbeit behindern, haben wir hier ein paar Infos und Tipps aus der Praxis zusammengestellt.

Verhalten beim Auslösen der Brandmeldeanlage

Warum gibt es Brandmeldeanlagen und wie funktionieren sie? 

Brandmeldeanlagen (BMA) sind ein wichtiger und im Zweifel lebensrettender Bestandteil des vorbeugenden Brandschutzes von Einrichtungen.

Sie erfüllen gleich zwei Aufgaben:

Ignoranz kann tödlich sein!

Natürlich nervt ein solcher Alarm, wenn ich mich gerade in der Therme erholen will oder nicht ganz fit in einer Kur- oder Rehaklinik bin oder eigentlich noch genug Arbeit habe und mir keine "Pause" leisten kann. Wir denken dabei immer an Fehleinsätze und tatsächlich sind die meisten BMA-Einsätze Auslösungen aufgrund technischer Defekte oder unbedachter Situationen wie Zigarettenrauch, Haarspray, Wasserdampf und so weiter. Im Einzelfall gibt es auch böswille Auslösungen, z.B. durch Druckknopfmelder.

Gehen Sie aber immer vom Realfall aus! Das müssen wir als Feuerwehr auch. Sie gefährden nicht nur Ihr Leben, sondern auch das des Personals und der Feuerwehr-Einsatzkräfte, wenn Sie die Warnungen missachten und aufgrund dessen aus der Zwangslage gerettet werden müssen. Sehen Sie´s notfalls als eine Übung für sich an und vermeiden Sie, die Feuerwehrleute dafür verantwortlich zu machen.

Beispiele aus der Praxis:

1. Nach einer Serie von nicht wenigen BMA-Auslösungen in einer Einrichtung in Bad Soden ging nach ein paar Tagen erneut ein BMA-Alarm ein. "Nichts Neues", "Ach, schon wieder.", "Ist eh wieder ein Fehlalarm." - konnten die Feuerwehrleute zwar denken, aber das Verhalten durfte sich nicht ändern: Ernsthaft musste von einer Gefahr ausgegangen werden und die Feuerwehr musste so schnell wie möglich - erneut - zu der Einrichtung. Diesmal war aber alles anders, diesmal brannte es tatsächlich. Durch den schnellen und ernsthaften Einsatz konnte eine Ausbreitung und die Lebensgefahr für die Bewohner der Einrichtung verhindert werden. Was, wenn das alle ignoriert hätten?

2. "Die meisten BMA sind eh Fehlalarme!" - Das schließt ein, dass ab und an ein Realfall dabei ist. So auch vor ein paar Jahren in einer Senioreneinrichtung in der Stadt. Ignoranz hätte hier einige Menschenleben eingefordert. Ein Bett war in Brand geraten und hatte einen Zimmerbrand ausgelöst. Die Brandmeldeanlage löst aus, die Schwestern retteten den Bewohner aus dem Zimmer und räumten den Bereich, die Feuerwehr kam, löschte und blies den giftigen Brandrauch aus den Räumen.  

Sie sehen also: Kein Grund anzunehmen, dass es immer ein ungefährlicher Fehlalarm ist. Warum also das Risiko für sich und die Mitmenschen eingehen, so zu tun, als gäbe es keine Warnung?!

Ist es zu laut, sind Sie zu nah!

In der Praxis ist es leider oft so, dass die anrückende Feuerwehr bei einer BMA-Auslösung nicht etwa dankbar empfangen wird, sondern mit Ratschlägen und Kommentaren begleitet wird: "Da kommt ja endlich die Feuerwehr." ... Die Handlungsanweisung "Jetzt machen Sie doch endlich den Lärm aus!" kommt öfter vor, in manchen Einrichtungen fast immer! 

Das alles ist für die Feuerwehr-Einsatzkräfte wenig hilfreich. Denn innerhalb von wenigen Augenblicken muss der Einsatzleiter die Lage erkunden und erfassen, was hier los ist. Dabei sind u.a. auch Hinweise der Anwohner oder Angestellten wichtig, z.B. ob in einem Bereich noch Menschen eingeschlossen sind. Dies aus den teilweise lautstarken Forderungen nach Ruhe herauszuhören und mündigen Bürgern noch freundlich die (offensichtliche) Situation zu erklären.

Die Akustik, also die Warnung (!), darf erst dann ausgeschaltet werden, wenn die Lage erkundet ist und von keiner Gefährdung mehr auszugehen ist, d.h. entweder das Gebäude gesichert bereits komplett geräumt ist oder tatsächlich keine Gefahr vorliegt. Der Betreiber ist nicht befugt, im Alarmfall die Akustik, d.h. die Warnung, auszuschalten bzw. die Anlage "zurückzustellen"!

Ansonsten gilt die einfache Weisheit: Ist Ihnen die akustische Warneinheit zu laut, sind Sie zu nahe dran, d.h. noch im Gebäude statt draußen auf dem Sammelplatz ...  

Warum rückt gleich ein ganzer Löschzug an? Das ist doch übertrieben!

Sie haben im Hinterkopf, dass es sich im ein Fehlalarm handeln könnte. Das kann sein. Die Feuerwehr muss im Alarmfall immer davon ausgehen, dass es sich um eine tatsächliche Gefahr handelt. Stellen Sie sich vor, es wird immer nur ein Voraustrupp von zwei Leuten hingeschickt, die sich erstmal anschauen sollen, ob es sich "lohnt", mit mehreren Einsatzkräften aufzutauchen. Bei einem echten Brand sind das wichtige 15 bis 20 Minuten, die dadurch verloren gehen. Wollen Sie das verantworten? Und so rückt bei einem BMA-Alarm stets eine Einheit an, die Rettungs- und Löschmaßnahmen durchführen kann.
Tagsüber - aufgrund der fehlenden Einsatzkräfte, die zuhause sind oder vor Ort arbeiten - werden z.B. in Bad Soden noch die Feuerwehren Ahl und Huttengrund mitalarmiert.   

Meist ist - zumindest bei BMA-Alarm in Einrichtungen mit vielen Menschen - auch ein Rettungswagen mit alarmiert.

Und warum kommt die Feuerwehr überhaupt, wenn es offensichtlich ein Fehlalarm ist?

Es ist immer sinnvoll, wenn der Betreiber, d.h. Personal telefonisch unter dem Notruf 112 noch einmal zusätzlich zum BMA-Alarm bei der Leitstelle anruft und die Lage konkretisiert. So können bei der Meldung "Bestätigtes Feuer" zusätzlich benötigte Einheiten (z.B. Sanitätseinheiten zum Räumen des Gebäudes, 2. Drehleiter zum Retten etc.) zeitnah nachalarmiert werden und Zeit gespart werden. Bei der Rückmeldung "kein Feuer", z.B. "Ist durch Staubentwicklung bei Bauarbeiten passiert." können ggf. nachrückende Einheiten in Bereitschaft bleiben. Die ersten Einheiten fahren aber in jedem Falle durch zur Einsatzstelle. Sie müssen sich selbst ein Bild machen, ggf. hat es ja tatsächlich gestaubt, aber zusätzlich ist ein noch nicht entdeckter Schwelbrand unter der Decke, den die Feuerwehr durch Einsatz einer Wärmebildkamera aufspürt. 

Erst dann kann die BMA "zurückgestellt" werden.

Auf ein Wort ...

Brandmeldeanlagen dienen Ihrer Sicherheit. Nehmen Sie diese bitte ernst und beachten Sie die Hinweise sowie die Anweisungen von Personal und Feuerwehr. Vermeiden Sie bitte unnötige Rückmeldungen und Kommentare der Feuerwehr gegenüber. Die Frauen und Männer von der Freiwilligen Feuerwehr sind aus ihrem Job, aus ihrem Schlaf, aus ihrer Freizeit ehrenamtlich zu Ihnen geeilt, um zu helfen, egal ob zu welcher Tages- oder Nachtzeit, egal bei welchem Wetter, egal ob Werk-, Sonn- oder Feiertag. Sie erwarten keinen Applaus, aber zumindest Respekt und können auf abschätzige Bemerkungen gerne verzichten. Das geht den Berufsfeuerwehrleuten der Großstädte sicherlich ähnlich.

Wie helfen doch gerne! Machen Sie´s uns leichter. :-)

Ihre Freiwillige Feuerwehr Bad Soden-Salmünster

 

Autor:

Frank L. Seidl (Brandmeister)

Feuerwehr Ahl / Feuerwehr Salmünster

Erstellt: 12.02.2014

Veröffentlicht auf Startseite: 27.10.-11.11.2014,  27.02.-03.03.2014