Zwei Feuerwehr-Einsatzkräfte aus Bad Soden-Salmünster besuchten eine Atemschutzausbildung des Main-Kinzig-Kreises. Die Veranstaltung fand von Freitag, 22. September bis Samstag, 23. September 2023 am Standort Wächtersbach statt.
Als Erweiterung des Atemschutzgeräteträger-Lehrgangs gibt es auf Kreisebene den AGT II-Lehrgang mit Chemieschutzanzügen (CSA) für Feuerwehren mit GABC-Komponenten. Für Führungskräfte in den Funktionen Gemeinde- und Stadtbrandinspektor ist nach entsprechender Gefährdungsbeurteilung und Einstufung nach der Feuerwehrorganisationsverordnung (Stand vor 7.12.2021) eine erfolgreiche Teilnahme an der Theorieausbildung erforderlich. Der Abschluss ist - nach dem Absolvieren der Lehrgänge Grundmodul GABC-Einsatz und Grundmodul GABC-Führen auf der Hessischen Landesfeuerwehrschule (HLFS) - wiederum Voraussetzung für die beiden Praxismodul-Lehrgänge GABC auf der HLFS, die von Stadt- und Gemeindebrandinspektoren nach Feuerwehrorganisationsverordnung (Stand vor 7.12.2021) zu absolvieren sind.
So besuchten auch Stadtbrandinspektor Jens Bannert und 2. Stellvertreter Frank Seidl den AGT-II-Lehrgang an dem Wochenende und konnten ihn am Samstag unversehrt abschließen. Jens Bannert absolvierte den Lehrgang komplett inkl. der Praxisprüfungsaufgaben, so dass er nun auch als ausgebildeter CSA-Träger eingesetzt werden kann. Den Theorieteil bestanden beide mit der Note 1, Frank Seidl hatte mit 59 von 60 Punkten als beste Arbeit. Herzlichen Glückwunsch. Im Oktober sind beide in Kassel auf dem Lehrgang Praxismodul GABC-Einsatz, nachdem sie letztes Jahr die beiden Grundmodul-Wochen GABC-Einsatz und GABC-Führen absolviert hatten.
Der Lehrgang war sehr lehrreich und baute auf den Atemschutzgeräteträgerlehrgang auf. Nach der Theorie und der prakischen Vorstellung verschiedener CSA-Anzüge und der richtigen Verfahrensweise des Ein- und Entkleidens, um eine Kontamination zu vermeiden, stand der Samstag ausschließlich im Zeichen der praktischen Übungen. Während es darum ging, an der Gefahrgutübungsanlage des Main-Kinzig-Kreises Leckagen unter CSA zu schließen und auch mit Schraubenschlüssel unter grobmotorischen Bedinungen im "Raumanzug" umzugehen sowie zusätzliche Beschwernisse wie schlechte Sicht durch Spritzwasser etc. zu trotzen, ging es in anderen Übungsteilen um die Gewöhnung und das schwere Arbeiten unter Atemschutz im CSA. So galt es eine Personenrettung durchzuführen, schweres Gefahrgut-Stückgut vorsichtig von einem Unfall-Transporter umzulagern und eine gewisse Laufstrecke zu absolvieren. Dann musste noch ein Transportwagen bergauf geschoben werden und die Saugschläuche einer Chemikalienpumpe mussten gekuppelt und entkuppelt werden, die Plattform der Drehleiter begangen und der Leiterpark unterquert ohne mit den Knien den Boden zu berühren, eine Treppe hinabzusteigen und nach diesen "geringen Anstrengungen" noch etwas Unterlegschreiben auf dem Boden aufzuheben. Wer dann noch Restluft übrig hatte, durfte zum Ausklang noch etwas Ballspielen.
Atemschutzgeräteträger in Chemieschutzanzügen kommen immer dann in Einsatz, wenn Feuerwehreinsatzkräfte durch gesundheitsschädliche Stoffe gefährdet werden, die zu Hautverletztungen führen oder durch die Haut in den menschlichen Körper gelangen können. Ein solcher CSA muss dichtschließend sein, gegen möglichst viele Chemikalien beständig sein, eine glatte, nicht saugfährige Oberfläche haben, darf nicht entflammbar sein, muss eine hohe mechanische Festigkeit haben, leicht zu reinigen und zu reparieren sein, darf nicht zu schwer sein und eine gewisse Bewegungsfreiheit ermöglichen.
Der Körperschutz im GABC-Einsatz wird in drei Formen unterschieden:
Körperschutz Form 1: schützt ausschließlich gegen Kontamination mit festen Stoffen.
Persönliche Schutzausrüstung zur Brandbekämpfung inkl. Pressluftatmer und zusätzlich eine Schutzhaube zur Abdeckung freier Stellen im Hals-/Kopf-Bereich, z.B. eine Kontaminationschutzhaube
Körperschutz Form 2: schützt ausschließlich gegen Kontamination mit festen Stoffen, begrenzt auch mit flüssigen Stoffen.
erweiterter Kontaminationsschutz, aber nur eingeschränkt gasdicht.
Schutzanzug, der anstelle des Feuerwehrschutzanzuges getragen wird, mit Pressluftatmer darüber.
Körperschutz Form 3: schützt gegen Kontamination mit festen, flüssigen und gasförmigen Stoffen.
Chemikalienschutzanzüge (DIN EN 943-1):
Typ 1a - gasdichter CSA mit PA innerhalb Anzug getragen
Typ 1b - gasdichter CSA mit PA außerhalb Anzug getragen
Den Chemikalienschutzanzug Typ 1a-ET und Typ 1b-ET gibt es wiederverwendbar/reusable und für einen begrenzten Einsatz/limited use. Anzüge für den begrenzten Einsatz dürfen nur für das Absperren und Überwachen von Gefahrenbereichen sowie für das Aufspüren und Messen von ABC-Gefahrstoffen verwendet werden.
Die CSA-Tragezeit beträgt 30 Minuten (20 Minuten Einsatz und 10 Minuten Grobreinigung).
Die Einsatzgrundsätze sind eine Funktionskontrolle der Schutzkleidung (Sicht- und Funktionsprüfung), des Atemschutzgerätes (Sichtprüfung, Einsatzkurzprüfung, Funktionsprüfung), der CSA ist außerhalb des Absperrbereichs anzulegen, es ist Feuerwehr-Schutzkleidung (HuPF 2 und 3) als Wärme- und Kälteschutz zu tragen, es ist nur truppweise vorzugehen (2er oder 3er-Trupp) und die Sprechfunkverbindung ist innerhalb des Trupps und zum Einheitsführer herzustellen, zu überprüfen und zu betreiben.
Alles weitere in diesem spannenden Lehrgang.
Quelle: www.ffmkk.de